Schnee, Adalbert

 

*31. Dezember 1913, Berlin

+ 4. November 1982, Hamburg-Wandsbek

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Adalbert Schnee trat nach dem Abitur als Anwärter für die Seeoffizierslaufbahn 1934 in die Reichsmarine ein und erhielt am 16. Juni 1934 sein erstes Bordkommando auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock". Vom 10. November 1934 bis zum 12. Juni 1935 nahm er an der 5. Ausbildungsfahrt des Leichten Kreuzers "Emden" unter Fregattenkapitän Karl Dönitz teil und wurde nach verschiedenen Lehrgängen 1936 zum Leutnant z. S. befördert. Ab dem 30. September 1936 als Divisionsleutnant auf dem Leichten Kreuzer "Leipzig" kommandiert, nahm er auf diesem an Sicherungsaufgaben in den spanischen Gewässern im Rahmen des Spanischen Bürgerkrieges teil. Entscheidend für seinen weiteren militärischen Werdegang aber wurde seine Kommandierung zur jungen U-Boot-Waffe. Von ihr wurde er am 20. Mai 1937 übernommen und fuhr zunächst als Oberleutnant z. S. auf U 23 als 1. Wachoffizier. Als am 3. September 1939 dem Deutschen Reich von den Westmächten der Krieg erklärt wurde, war Schnee auf U 23 kommandiert und machte unter Kapitänleutnant Kretschmer seine ersten fünf Feindfahrten mit. Endlich bekam er am 31. Dezember 1939, zu seinem 26. Geburtstag, mit U 6 sein erstes eigenes Boot als Kommandant und am 19. Juli 1940 das 750-t-Boot U 60. Nach seiner zweiten Feindfahrt erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse, gab nach der dritten Feindfahrt das Boot aber ab, um am 25. Januar 1941 sein berühmt gewordenes Boot U 201 zu erhalten. Mit diesem lief er im April 1941 zur ersten Feindfahrt aus. Nach seiner zweiten Feindfahrt mit U 201 erhielt er am 30. August 1941 als Oberleutnant z. S. das Ritterkreuz. Am 16. September 1941 lief U 201 erneut aus und operierte erfolgreich an den Geleitzügen OG 74 und HG 73. Zum Kapitänleutnant befördert, führte Schnee das Boot heil und erfolgreich durch die 4., 5. und 6. Feindfahrt in den zermürbenden Atlantikschlachten im Winter 1941/42. Danach, bei der Berichterstattung vor dem Befehlshaber der U-Boote, sagte ihm Admiral Dönitz, daß die 7. Feindfahrt fürs erste seine letzte sein werde, da er ihn im Operationsstab brauche; immerhin habe er dann insgesamt schon 17 Feindfahrten hinter sich gebracht, was alleine schon ein Rekord sei. So lief Schnee am 27. Juni 1942 mit seinem Erfolgsboot U 201 zur 7. Feindfahrt aus, um nach der Versenkung von sechs weiteren Schiffen mit 44.605 BRT und einer britischen Korvette am 8. August wieder in St. Nazaire einzulaufen. Hier wurde er als 105. Soldat der Wehrmacht mit dem ihm am 15. Juli 1942 verliehenen Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Eine große Karriere als U-Boot-Kommandant hatte fürs erste ihren Abschluss gefunden. Nun begann seine Arbeit als enger Mitarbeiter von Admiral Dönitz, Befehlshaber der U-Boote, in dessen Operationsstab beim OKM in Nauen. Schnee fungierte hier als Geleitzugreferent und konnte seine großen Erfahrungen von 16 Feindfahrten einbringen. Er hatte mit 29 Jahren somit das Glück, von höchster Warte das ganze Ausmaß der großen Erfolge der U-Boot-Waffe bis zum April 1943 zu erleben, danach aber die Tragik der vielen bitteren, nervenaufreibenden Stunden durch die harten angloamerikanischen Schläge, die fast die ganze U-Boot-Waffe zerschmettert hätten. In unmittelbarer Nähe von Dönitz, in der Schiffsbaukommission, erlebte er schließlich aber auch die fieberhaften, schließlich von Erfolg gekrönten Anstrengungen zum Neuaufbau der U-Boot-Waffe mit den neuen, überlegenen Booten der Typen XXI, XXIII und XXVII.
Ende Juli 1944 erhielt Schnee wegen seiner taktischen und strategischen Erfahrungen, zusammen mit dem erfahrenen Ingenieur-Offizier, Ritterkreuzträger Gerd Suhren, das erste Boot des neuen Typs XXI und stellte es als U 2511 in Dienst. Es war das modernste U-Boot seiner Zeit und im Gegensatz zu den herkömmlichen U-Booten, die eigentlich als Tauchboote zu bezeichnen waren, da sie grundsätzlich aufgetaucht operierten, ein regelrechtes Unterwasserboot. Doch die Indienststellung bedingte noch nicht den Einsatz im Seekrieg. Lange Ausbildungsmonate folgten, bis die Mannschaft mit dem Boot eine frontverwendungsfähige, scharfe Waffe hatte - zu spät, denn inzwischen hatten die Feinde schon die Reichsgrenzen im Osten und Westen überschritten. Am 1. Dezember 1944 war Schnee zum Korvettenkapitän befördert worden. Endlich, am 30. April 1945, dem Tag, als Hitler im fast eroberten Berlin Selbstmord beging, lief er mit U 2511 von Bergen/Norwegen zur ersten und letzten Feindfahrt aus. Er wollte, da er "freie Jagd" .erhalten hatte, zum Panamakanal. Den britischen U-Jagd-Gruppen vor Bergen fuhr er unter Wasser nicht nur einfach davon, sondern fuhr darüber hinaus einen Scheinangriff auf einen britischen Schweren Kreuzer, den er problemlos hätte versenken können. Doch am 5. Mai 1945 hatte Dönitz den U-Booten den Befehl ausgegeben, alle Angriffsoperationen einzustellen, so daß Schnee nach Bergen zurückkehrte und sich in britische Gefangenschaft begab, nicht ohne dem britischen Kreuzerkommandanten durch den Vergleich der Kriegstagebücher nachzuweisen, daß er dessen Kreuzer nur wegen des Dönitz-Befehls vom 5. Mai nicht versenkt hatte.
Adalbert Schnee hat auf 12 Feindfahrten als Kommandant insgesamt 298 Tage auf See verbracht und 27 Handelsschiffe, eine Korvette sowie den U-Jäger "Laertes" versenkt.
Nach dem Krieg wurde er Textilvertreter, machte sich aber bald selbständig.

Ritterkreuz (30. August 1941) Eichenlaub (15. Juli 1942)

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011