von Tresckow, Henning Hermann Robert Karl
* 10. Januar 1901, Magdeburg † 21. Juli 1944, Ostrow / Polen
(Selbstmord)
nach anderen Quellen Krolowy-Most bei Byalistok |
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Henning von Tresckow entstammte preußischem
Gutsadel. Am 15. August 1917 trat der Sohn von Generalleutnant a.d. Hermann von
Tresckow als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei
zum 1. Garde-Regiment zu Fuß. Im Ersten Weltkrieg wurde er am 5. Juni 1918 im 1.
Garde-Regiment zu Fuß zum Leutnant befördert. Als solcher wurde er dann als
Zugführer bei seinem Regiment eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde ihm auch das
Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Nach dem Krieg wurde er anfangs als Leutnant
in das Reichsheer übernommen. Dabei kam er jetzt zum
Reichswehr-Infanterie-Regiment 5. Auch beim 200.000 Mann-Übergangsheer im
Frühjahr 1920 gehörte er noch zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 5. Am 31. Oktober 1920 wurde
er bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres vor der Übernahme zum
9. (Preuß.) Infanterie-Regiment aus der Armee entlassen. Danach studierte er Jura und arbeitete anschließend in einer
Berliner Bank. Mit einem Freund reiste er um die Welt. Am 18. Januar 1926
heiratete er Erika von Falkenhayn. Am 1. Februar 1926 trat
er als
Berufsoffizier wieder in die Reichswehr ein. Sein Rangdienstalter als Leutnant
wurde jetzt auf den 1. August 1923 festgelegt. Er wurde jetzt über vier Jahre in
der 1. Kompanie vom
9. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Potsdam eingesetzt. Bei dieser wurde er
am 1. Februar 1928 zum Oberleutnant befördert. 1930/31 wurde er dann zum
Adjutant des I. Bataillons vom
9. (Preuß.)
Infanterie-Regiment in Potsdam ernannt. Auch diese Position übte er einen
längeren Zeitraum aus. 1932 glaubte auch er noch an Hitler und seine Versprechungen. Tresckow
war verheiratet und hatte vier Kinder. Am 1. Mai 1934 wurde er zum Hauptmann
befördert. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1.
Oktober 1934 für fast zwei Jahre zur Kriegsakademie kommandiert. Danach wurde er
1936 in den Generalstab des Heeres kommandiert. 1937 wurde er dann in die
Operationsabteilung beim Generalstab des Heeres versetzt. Im Sommer 1937 arbeitete er an
dem "Plan Grün" - dem Angriff auf die Tschechoslowakei, mit. Kurz überlegte
er, die Armee zu verlassen. Er gehörte jetzt zur 1. Abteilung beim Generalstab
des Heeres. Am 1. Januar 1939 wurde er zum Chef der 10. Kompanie vom
Infanterie-Regiment
45 in Elbing ernannt. Am 16. Juli 1939 offenbarte sich Henning von Tresckow seinem Vetter, dem Juristen Fabian von Schlabrendorff. Tresckow
arbeitete an "Plan Weiß", dem Angriff auf Polen. Zum ersten Mal
spricht von Tresckow davon, dass Hitler getötet werden müsse. Bei der
Mobilmachung für den 2. Weltkrieg im Sommer 1939 wurde er zum 1.
Generalstabsoffizier (Ia) im Stab
der 228.
Infanterie-Division ernannt. Als solcher nahm er danach am Polenfeldzug teil und wurde mit dem EK II
ausgezeichnet. Anschließend wurde er bei der Planung des Panzervormarsches nach
Frankreich eingesetzt. Am 1. März 1940 wurde er dann unter gleichzeitiger
Beförderung zum Oberstleutnant i.G. zum Ia der
Heeresgruppe A
ernannt. Der Krieg musste zunächst gewonnen werden, erst dann könne
man Hitler stürzen, glaubte Tresckow, der sich als Offizier verpflichtet fühlt,
dem Vaterland zu dienen. Ende Oktober 1940 wurde er abgelöst und in die
Führerreserve versetzt. Am 1. Dezember 1940 wurde er dann zum Ia der
Heeresgruppe B
ernannt.
Bei Beginn des Rußlandfeldzuges war Oberstleutnant Henning von Tresckow
leitender Offizier im Generalstab der Heeresgruppe
Mitte. Im wichtigsten
Frontabschnitt unterstand ihm als 1. Generalstabsoffizier (Ia) die Führungsabteilung, damit
die operative Kriegsführung für 1,3 Millionen Mann. Als er vom
Kriegsgerichtsbarkeitserlass erfuhr, bestürmte er seinen Oberbefehlshaber
Generalfeldmarschall Fedor von Bock. Der soll Hitler überzeugen, den Befehl zurückzunehmen,
oder den Gehorsam aufkündigen. Doch dieser sah tatenlos zu. Es gelang Tresckow in der nachfolgenden Zeit, den Stab der Heeresgruppe
Mitte beim weißrussischen Borissow in ein Widerstandsnest zu verwandeln. Er
ließ sich seinen Vetter Fabian von Schlabrendorff überstellen. Der hielt
Kontakte zu Hitler-Gegnern in Berlin. Er gewann den
Rittmeister Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff. Als "Ic", ist der Rittmeister zuständig für
Informationen aus der Abwehr sowie für die Zusammenarbeit mit der Einsatzgruppe
B der SS unter zeitweiliger Leitung des Reichskriminalpolizeichefs Arthur Nebe.
Ab Sommer 1941 legte der seine wöchentlichen Berichte über Erschießungen auch
Gersdorff vor. Bis Ende September ermordete allein die Einsatzgruppe B 30.094
sowjetische Juden. Tresckow lebte ein aberwitziges Doppelleben: Tagsüber
führt er die Befehle des Führers aus, nach 23 Uhr konspiriert er in der
Baracke der Ia-Staffel. Etwa 15 Offiziere gehörten dazu. Man berichtete von
abgehörten Feindsendern, informierte sich über die Lage in Berlin. In
dieser Zeit lernte von Tresckow auch Klaus Schenk Graf von Stauffenberg kennen.
Heimlich macht von Tresckow Schussversuche durch zusammengerollte Landkarten
hindurch. Deren Schalldämpfung reiche aus, einen Menschen unauffällig zu töten,
meint er. Im Sommer 1942 bat er Gersdorff, bei einer Pionier-Einheit Sprengstoff
und möglichst geräuschlose Zünder zu beschaffen. In den folgenden Monaten
unternahm Tresckow Hunderte Versuche in den Dnjepr-Wiesen.
Am 1. April 1942 wurde er zum Oberst i.G. befördert. Im Laufe des Jahres 1942 gelang es Tresckow, ein konspiratives Netz bis Berlin
zu knüpfen. Er gewann Offiziere und Zivilisten, oft sind es Bekannte, Freunde,
Verwandte, insgesamt mehrere Dutzend. Generaloberst a. D. Ludwig Beck gehörte
dazu, Generalmajor Hans Oster mit seinen Männern in der Abwehr, der ehemalige
Leipziger Bürgermeister Carl Goerdeler und Mitglieder des oppositionellen Kreisauer Kreises wie Helmuth von Moltke und Adam von Trott zu Solz.
Am 2. Januar 1943 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Bis März 1943 wollte
General der Infanterie Friedrich Olbricht die Planungen abgeschlossen haben. Am frühen
Morgen des 13. März 1943 legte Hitler auf einem Flug vom Führerhauptquartier
"Wehrwolf" im ukrainischen Winniza einen Stop in Smolensk ein, um die
Heeresgruppe
Mitte zu besuchen. Hitler blieb zum Mittagessen. Tresckow fragte
Hitlers Begleiter Heinz Brandt, ob er zwei Flaschen Cognac mitnehmen könne,
eine Wettschuld. In dem Päckchen versteckte Tresckow die Bombe, die 30 min
nach dem Start explodieren sollte. Doch die Bombe fror im Bauch der Maschine ein
und explodierte nicht.
Doch nur wenige Tage später ergab sich eine zweite Chance. Zum Heldengedenktag
am 21. März 1943 wollte Hitler im Berliner Zeughaus erbeutete Waffen besichtigen.
Die Ausstellung wurde von der
Heeresgruppe Mitte ausgerichtet, und
Rudolf-Christoph von Gersdorff sollte daran teilnehmen. Tresckow bat seinen
Offizier um ein Selbstmordattentat: Er sollte sich mit Hitler zusammen in die
Luft sprengen. Als Hitler an diesem Morgen des 21. März 1943 seinen Rundgang begann,
hielt sich Gersdorff dicht neben ihm. Doch schon nach zwei Minuten hastete
Hitler zum Seitenausgang. Gersdorff schaffte es gerade noch auf eine Toilette,
um die aktivierte Bombe zu entschärfen.
Im Sommer 1943 erhielt Tresckow zwei Monate Heimaturlaub. In Berlin organisierte
er das nächste Attentat. Zu dieser Zeit kam
Oberst Klaus Graf Schenk von
Stauffenberg zum Widerstandskreis. Begeistert arbeitet dieser mit Tresckow an
den "Walküre"-Befehlen. Doch alle Versuche eines Attentates
scheitern. So ging es über Monate. Vom 15. Oktober bis zum 12. November 1943
wurde er mit der Führung vom
Infanterie-Regiment 442 beauftragt. Am 20. November 1943 wurde er zum Chef
des Generalstabes der 2. Armee
ernannt. Im Januar 1944 wurde er zum Generalmajor
befördert. Am 1. Juli 1944 wurde Stauffenberg Stabschef beim Befehlshaber des
Ersatzheeres. Am 20. Juli 1944 kam es zum Attentat auf Hitler. Zu diesem
Zeitpunkt war Tresckow noch immer Ia bei der Heeresgruppe
Mitte. Nach dem
Scheitern des Attentats ließ er sich am Morgen des 21. Juli 1944 in der Nähe des
polnischen Dorfes Ostrow an die Front fahren. Gegen Mittag erreichte Tresckow
den Gefechtsstand der 28. Jäger-Division.
Er telefonierte und sprach kurz mit seinem Begleitoffizier. Dann lies er sich
ins Niemandsland zwischen den Fronten bringen. Heiter plauderte er, steigt aus
und ging in den Wald. Wenig später erklangen Schüsse. Eine Granate detonierte.
Sein Begleitoffizier meldete "Tod durch Partisanenhand". Am 24. Juli
1944 wurde er namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "In diesen Kämpfen
fanden der Kommandeur einer Kampfgruppe, Generalleutnant Scheller, und der Chef
des Stabes einer Armee, Generalmajor von Treskow, in vorderster Linie den
Heldentod." Henning von Tresckow wurde auf dem kleinen Friedhof des Familiengutes Wartenberg in der
Neumark begraben. Wenige Tage später grub die Gestapo den Leichnam aus. Sie
hatte inzwischen die Verstrickung von Tresckow zu den Verschwörern
herausgefunden und, dass der "Überfall" vorgetäuscht war. Von
Tresckow hatte sich mit einer Gewehrsprenggranate getötet. Viele Wochen später
wurde seine Leiche verbrannt, die Asche über Felder gestreut.