von Kleist, Paul Ludwig Ewald
* 8. August 1881, Braunfels / Hessen
† 16. Oktober 1954, Wladimir / UdSSR
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Ewald von Kleist war der Sohn des Gymnasiallehrers Dr. phil. Christoph Albrecht August Hugo von Kleist und dessen Ehefrau Karoline Doretta Elisabeth, geborene Gley. Er trat 1900 in das Königlich Preußische Feldartillerie-Regiment "Generalfeldzeugmeister" Nr. 3 ein. Am 10. August 1901 wurde er zum Leutnant befördert und 1904 Abteilungsadjutant. Anfang 1910 folgte seine Beförderung zum Oberleutnant. Am 1. Oktober 1910 wurde er für seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie nach Berlin einberufen. Er heiratete am 18. Oktober 1910 die über acht Jahre jüngere Johanna Amalie Gisela Wachtel, Tochter des Rentiers Edmund Wachtel, in Hannover. 1911 wurde er dann in das 2. Kurhessisches Husaren-Regiment „Landgraf Friedrich III. von Hessen-Homburg“ Nr. 14 versetzt und am 22. März 1914 zum Rittmeister befördert. Am 20. Mai 1914 kam er in den Stab des 1. Leibhusaren-Regiments Nr. 1 in Danzig. Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde er zum Chef der Ersatz-Eskadron des Husaren-Regiment Nr. 1 ernannt. Ab 1915 erlebte er den Ersten Weltkrieg in diversen Stabsstellungen, u.a. als Ia des Generalkommandos des VII. Korps und 1917 als Ia der Gardekavalleriedivision. Nach dem Ende des Krieges und einer Übergangszeit in einem Freikorps wurde er in das Reichsheer übernommen. Dabei wurde er anfangs beim Stab der Reichswehr-Brigade 7 eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr war er dann beim Stab des Infanterie-Führer VI im Einsatz. Am 1. Februar 1922 wurde er zum Major befördert. Anschließend wurde er im April 1922 zum Chef einer Eskadron vom 13. Reiter-Regiment ernannt. Im Oktober 1923 wurde er dann als Taktiklehrer an die Kavallerieschule versetzt. Dort wurde er am 1. Dezember 1926 zum Oberstleutnant befördert. Am 1. April 1928 wurde er zum Chef des Stabes der 2. Kavallerie-Division ernannt. Anschließend wurde er am 1. Juli 1929 zum Chef des Stabes der 3. Division der Reichswehr ernannt. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1929 zum Oberst befördert. Seine Position behielt er bis zum 31. Januar 1931. Am 1. Februar 1931 wurde er dann zum Kommandeur vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment ernannt. Am 1. Januar 1932 wurde er zum Kommandeur der 2. Kavallerie-Division ernannt. Am 1. Oktober 1932 wurde er als solcher zum Generalmajor befördert. Auch bei seiner Beförderung zum Generalleutnant am 1. Dezember 1933 war er noch immer Kommandeur der 2. Kavallerie-Division. Am 1. Oktober 1934 wurde er zum Kommandeur der neuen Befehlsstelle Breslau. Diese Dienststelle wurde bei der Erweiterung der Reichswehr gebildet. Bei der Enttarnung wurde die Dienststelle dann zum Generalkommando VIII. Armeekorps umbenannt. Damit wurde von Kleist zum Befehlshaber im Wehrkreis VIII. Am 1. August 1936 wurde er dann zum General der Kavallerie befördert. Im Zusammenhang mit der Fritsch-Affäre wurde er am 18. Februar 1938 aus der Armee verabschiedet.
Bei der Mobilmachung wurde von Kleist bereits wieder reaktiviert. Er wurde dabei zum Kommandierenden General des XXII. Armeekorps ernannt. Dieses führte er dann zuerst im Polenfeldzug. Im Frankreichfeldzug führte er die Panzergruppe von Kleist, mit der er zur Abschnürung des britischen Expeditionskorps beitrug. Am 15. Mai 1940 wurde ihm dafür das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Nach dem Ende des Westfeldzuges wurde er am 19. Juli 1940 zum Generaloberst befördert. Am 1. November 1940 wurde er dann zum Oberbefehlshaber der Panzergruppe 1 ernannt. Im April 1941 nahm er mit seiner Panzergruppe am Balkanfeldzug teil. Am 10. April 1941 wurde er erstmals namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Panzerverbände und Infanteriedivisionen des Generaloberst von Kleist stießen nach Besetzung des Eisenbahn- und Straßenknotenpunktes Nisch dem weichenden Feind nach." Am 13. April 1941 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Wie bereits durch Sondermeldung bekanntgegeben, besetzten deutsche Truppen unter Führung des Generalobersten von Kleist am frühen Morgen des 13. April die serbische Hauptstadt und Festung Belgrad von Süden her, nachdem am 12. April nachmittags eine kleine Abteilung der SS-Division "Reich" unter Führung des Hauptsturmführers Klingenberg von Norden her über die Donau in die Stadt eingedrungen war und die deutsche Flagge auf der deutschen Gesandschaft gehißt hatte." Ab Juni 1941 führte er seine gepanzerten Verbände im Ostfeldzug. Am 26. August 1941 wurde er in einer Sondermeldung und am 27. August 1941 erneut im Wehrmachtsbericht namentlich genannt: "Wie bereits durch Sondermeldung bekanntgegeben, haben Verbände der Panzerarmee des Generalobersten von Kleist am 25. August nach schweren Kampf den Brückenkopf von Dnjepropetrowsk und die Stadt selbst im Sturm genommen." Am 21. September 1941 wurde er erneut namentlich in einer Sondermeldung zum Wehrmachtsbericht genannt: "Im Verlauf der ostwärts Kiew im Gang befindlichen Umfassungsschlacht haben die Armee des Generalfeldmarschalls von Reichenau und die Panzerarmeen der Generalobersten von Kleist und und Guderian starke Teile des umzingelten Feindes vernichtet und jetzt schon 150000 Gefangene eingebracht, sowie 151 Panzerkampfwagen, 602 Geschütze und unübersehbares Kriegsmaterial erbeutet." Am 5. Oktober 1941 wurde die Panzergruppe zur 1. Panzerarmee umgewandelt. Am 11. Oktober 1941 wurde er in einer Sondermeldung und am 12. Oktober 1941 erneut im Wehrmachtsbericht namentlich genannt: "Im Zusammenwirken mit der Luftflotte des Generalobersten Löhr hat die Armee des Generals der Infanterie von Manstein, die rumänische Armee des Korpsgenerals Dumitrescu und die Panzerarmee des Generaloberst von Kleist die Masse der 9. und 18. sowjetischen Armee geschlagen und vernichtet." Am 22. November 1941 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Wie durch Sondermeldung bekanntgegeben, haben Schnelle Truppen des Heeres und Verbände der Waffen-SS unter dem Oberbefehl des Generaloberst von Kleist nach heftigen Kämpfen die Stadt Rostow am Unterlauf des Don genommen." Für die Leistungen seiner Armee beim Vorstoß im Südabschnitt der Ostfront wurde ihm am 17. Februar 1942 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 30. Mai 1942 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Im Frontabschnitt des Generalfeldmarschalls von Bock haben die Armeen des Generalobersten von Kleist und des Generals der Panzertruppen Paulus die Abwehr schwerster feindlicher Großangriffe in einen stolzen Vernichtungssieg verwandelt." Am 10. September 1942 wurde er dann Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A ernannt. Mit dieser stieß er dann in den Kaukasus vor. Für die Rückführung seiner Truppen nach der Tragödie bei Stalingrad und für die sich anschließenden Verteidigungskämpfe wurde von Kleist am 1. Februar 1943 zum Generalfeldmarschall befördert. Vom 9. März 1943 bis zum 31. März 1944 war er Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Südukraine, die er bei den Abwehrkämpfen am Donez, Dnjepr und Dnjestr führte. Am 19. August 1943 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "In der am 16. Juli begonnenen 5. Abwehrschlacht am Kubanbrückenkopf haben die unter Führung des Generalfeldmarschalls von Kleist und des Generals der Pioniere Jänicke stehenden deutschen und rumänischen Truppen bis zum 12. August andauernde Durchbruchsversuche von 17 Schützendivisionen, 2 Panzerbrigaden und 3 Panzerregimentern der Sowjets in harten Kämpfen abgeschlagen und dem Feind sehr hohe blutige Verluste zugefügt." Am 9. Oktober 1943 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Deutsche und rumänische Truppen unter dem Oberbefehl des Generalfeldmarschalls von Kleist und unter der Führung des Generals der Pioniere Jaenecke haben dort unter schwierigsten Kampfverhältnissen in den letzten Monaten alle feindlichen Großangriffe blutig abgeschlagen." Für seine Führungsleistungen wurde er am 30. März 1944 mit den Schwertern zum Ritterkreuz mit Eichenlaub ausgezeichnet. Am gleichen Tag wurde er, nach Meinungsverschiedenheiten mit Adolf Hitler, in die Führerreserve versetzt. Am 20. Juli 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet, später aber wieder frei gelassen. Bei Kriegsende wurde er von den Amerikanern gefangen genommen und 1946 an Jugoslawien ausgeliefert. In Jugoslawien wurde er wegen Kriegsverbrechen zu 15 Jahren Haft verurteilt, aber 1948 an Russland übergeben, wo er wegen Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Während dieser Haft ist er am 16. Oktober 1954 im Gefängnis von Wladimir, 300 Kilometer östlich von Moskau, verstorben.
Ritterkreuz (15. Mai 1940) Eichenlaub (17. Februar 1943) Schwerter (30. März 1944)