Freiherr von Fritsch, Werner Thomas Ludwig
* 4. August 1880, Benrath
† 22. September 1939, bei Praga vor Warschau (gefallen) |
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Werner Freiherr von Fritsch trat am 21. September 1898 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Feldartillerie-Regiment Nr. 25. Am 27. Januar 1900 wurde er in diesem Regiment zum Leutnant befördert. 1902 wurde er für ein Jahr zur Artillerie- und Ingenieurschule kommandiert. 1903 wurde er zum Adjutant der I. Abteilung des Feldartillerie-Regiment Nr. 25 ernannt. Von 1907 bis 1910 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin, wo er am 18. Oktober 1909 zum Oberleutnant befördert wurde. 1913 wurde er in den Großen Generalstab versetzt und dort am 22. März 1913 zum Hauptmann befördert. Während des Ersten Weltkriegs bekleidete er diverse Stabsstellen: Generalstab der 1. Garde-Infanterie-Division, Generalstab der 4. Armee, Generalstab des Kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte und Ia im Generalstab des VI. Reservekorps. Am 16. September 1917 wurde er zum Major i.G. befördert. Im Krieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen und dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern weitere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde er in das Reichsheer übernommen. Zuerst wurde er als Ia im Generalstab des Generalkommandos Grenzschutz Nord eingesetzt. Dieses wurde beim vorläufigen Reichsheer als Reichswehr-Gruppenkommando 3 bezeichnet. Am 12. März 1920 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1920 als Referent in das Reichswehrministerium (RWM) versetzt und dort Vertrauter des Oberbefehlshabers Hans von Seeckt. Von 1920 bis 1922 war er im RWM am Neuaufbau der Armee beteiligt. Am 1. März 1922 wurde er zum Kommandeur der II. Abteilung vom 5. Artillerie-Regiment ernannt. Als solcher wurde er mit dem Rangdienstalter 15. November 1922 zum Oberstleutnant befördert. Am 1. April 1924 gab er sein Kommando ab und wurde zum Chef des Stabes der 1. Division der Reichswehr ernannt. Am 15. Februar 1926 wurde er durch Oberstleutnant Hans Feige abgelöst und dafür zum Chef der Heeresabteilung (T 1) im Truppenamt (TA) im RWM ernannt. Als solcher wurde er am 1. März 1927 zum Oberst befördert. Am 1. November 1928 wurde er dann zum Kommandeur des 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment ernannt. Am 1. März 1930 wurde er dann zum Artillerieführer II in Stettin ernannt. Als solcher wurde er dann am 1. November 1930 zum Generalmajor befördert. Am 1. Oktober 1931 wurde er zum Kommandeur der 1. Kavallerie-Division ernannt. Als solcher wurde er dann am 1. Juni 1932 zum Generalleutnant befördert. Am 1. Oktober 1932 übergab er sein Kommando an Generalmajor Ludwig Beck. Er selbst übernahm an diesem 1. Oktober 1932 als Kommandeur die 3. Division der Reichswehr. Als Nachfolger von Generalleutnant von Rundstedt wurde er damit auch Befehlshaber des Wehrkreises III. Unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Artillerie berief Reichspräsident Paul von Hindenburg ihn am 1. Februar 1934 zum Chef der Heeresleitung (ab 1935: Oberbefehlshaber des Heers). Fritsch versuchte dabei eine Distanz des Heers zu Adolf Hitler zu erhalten. Die Aufrüstung und Modernisierung der Armee wurde von ihm aber voll mitgetragen. Am 20. April 1936 wurde er zum Generaloberst befördert. Nachdem Hitler in einer Führerbesprechung am 5. November 1937 der Wehrmachtsführung seine Kriegspläne dargelegt hatte, versuchte Fritsch, die Generale zu einer geschlossenen Ablehnung von Hitlers Plänen zu bewegen. Er beschränkte sich dabei jedoch auf fachliche Kritik. In der Affäre um Werner von Blomberg im Januar 1938 sah Hitler die Möglichkeit, den Kritiker Fritsch abzusetzen und selbst den Oberbefehl über die Armee zu übernehmen. In einer von Hermann Göring und Reinhard Heydrich geführten Intrige wurde Fritsch der Homosexualität beschuldigt und vom Dienst suspendiert. Am 4. Februar 1938 wurde er zusammen mit Werner von Blomberg aus seinem Amt als Oberbefehlshaber des Heers entlassen. Im März 1938 wurde er durch ein Militärgericht von allen Vorwürfen freigesprochen. Auf Druck seines Amtsnachfolgers Walther von Brauchitsch wurde er zum Chef vom Artillerie-Regiment 12 ernannt. In dieser Eigenschaft zog er als Freiwilliger mit diesem in den Polenfeldzug. Dort ist er am 22. September 1939 beim Kampf um Warschau gefallen. Die These, er habe sich absichtlich in die Feuerlinie geworfen, um so freiwillig aus dem Leben zu scheiden, kann heute nicht mehr aufrecht erhalten werden.