Rodenburg, Carl
* 17. Mai 1894, Geestemünde b. Bremerhaven
† 5. November 1992, Lübeck |
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Carl Rodenburg war der Sohn vom Großkaufmann und ehrenamtlichen Senator Carl D. Rodernburg und seiner Frau Julie, geborene Bade. Er trat nach seinem im Jahr 1912 abgelegten Abitur am 1. Oktober 1913 als Einjährig Freiwilliger in das Württembergische Heer ein. Er kam dabei zum 5. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 113 in Freiburg in Baden. Noch während seiner Dienstzeit begann der 1. Weltkrieg und er kam mit seinem Regiment an die Front. Am 11. März 1915 wurde er in diesem Regiment zum Leutnant befördert. Das Patent wurde dabei auf den 11. September 1913 datiert. Er wurde als Zug- und Kompanieführer eingesetzt. Am 4. März 1916 wurde er im 5. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 113 zum Bataillonsadjutant ernannt. Später wurde er auch als Ordonnanz-Offizier eingesetzt. Ab dem 28. August 1918 wurde er dann auch als Regimentsadjutant vom 5. Badisches Infanterie-Regiment Nr. 113 eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Außerdem wurden ihm im 1. Weltkrieg neben beiden Eisernen Kreuzen noch weitere Auszeichnungen verliehen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er im Freikorps aktiv. Am 21. März 1919 wurde er zum Adjutant vom Badischen Freiwilligen Bataillon IV des Freikorps Badisches Volksheer ernannt. Im Mai 1919 wurde er als Leutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. Er kam dabei als Bataillonsadjutant zum Reichswehr-Schützen-Regiment 113. Am 15. Februar 1920 hat er Maria Hildegard Geissenberger, Tochter von Dr. jur. Geissenberger, geheiratet. Bei der Bildung des 200.000 Mann Heeres der Reichswehr im Mai 1920 gehörte er noch immer zum Reichswehr-Schützen-Regiment 113 der Reichswehr-Brigade 13. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er als Leutnant in das 14. (Badisches) Infanterie-Regiment übernommen. 1921 absolvierte er seine Wehrkreisprüfung. Am 1. Oktober 1921 wurde er als Eskadronoffizier zum 14. Reiter-Regiment versetzt. Er begann zeitgleich seine Führergehilfenausbildung. Am 1. Februar 1922 wurde er zum Oberleutnant befördert. Das Rangdienstalter wurde dabei auf den 20. Juni 1918 festgelegt. Am 1. Oktober 1922 wurde er zur 12. (MG) Kompanie vom 14. (Badisches) Infanterie-Regiment nach Konstanz versetzt. Am 1. Oktober 1924 wurde er dann für mehrere Jahre zum Regimentsstab vom 14. (Badisches) Infanterie-Regiment ebenfalls in Konstanz versetzt. Dort wurde er jetzt als Nachrichten- und Fürsorgeoffizier verwendet. Im Jahr 1925 wurde er auch als Fähnrichsvater eingesetzt. Am 13. Juli 1925 wurde seine erste Ehe geschieden. Beim Regimentsstab wurde er am 1. Februar 1927 zum Hauptmann befördert. Als solcher errang er das Sportabzeichen in Silber im Jahr 1927. Vom 11. Dezember 1927 bis zum 23. Dezember 1927 besuchte er den Gasschutzlehrgang C. Als Hauptmann wurde er dann am 1. April 1928 als Nachfolger von Hauptmann Lauer zum Chef der 5. Kompanie vom 14. (Badisches) Infanterie-Regiment in Tübingen ernannt. Diese Funktion übte er dann mehrere Jahre aus. Vom 8. bis zum 14. Juni 1928 besuchte er einen Maschinengewehr-Lehrgang. Am 30. November 1932 gab er seine Kompanie an Hauptmann Weber ab. Er schied an diesem Tag aus dem aktiven Dienst aus. Am 1. Juni 1934 trat er wieder in den aktiven Dienst der Reichswehr. Er kam jetzt zum Stab der Kommandantur Glogau. Am 22. September 1934 hat er die 5 Jahre jüngere Thekla Neminar, Tochter des Buchhändlers Maximilian Franz Neminar, geheiratet. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 1. Oktober 1934 zum Major befördert. Der Name seiner Einheit änderte sich an diesem Tag auf Grenzschutzabschnittskommandos Glogau. Am 1. Juni 1935 wurde er als Nachfolger von Oberstleutnant Hans von Sommerfeld zum Kommandeur des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment Halberstadt in Quedlinburg ernannt. Bei der Enttarnung der Einheiten wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment 12 ernannt. Als Major errang er dann das Reichssportabzeichen in Gold. Am 4. Februar 1937 wurde seine Tochter Margit Rodenburg geboren. Am 1. April 1937 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Als solcher wurde er am 10. November 1938 als Kommandeur des Lehrstabes an die Infanterieschule Döberitz versetzt. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg Ende August 1939 blieb er an der Infanterieschule. Er wurde dort zum Kommandeur der Lehrabteilung II ernannt. Etatmäßig gehörte er zum Stab vom Infanterie-Lehr-Regiment. Am 3. Januar 1940 wurde er zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 203 im Raum Trier ernannt. Am 1. April 1940 wurde er zum Oberst befördert. Er führte sein Regiment im Frühjahr 1940 im Verband der 76. Infanterie-Division in den Westfeldzug. Danach trug er bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Zum Sommerbeginn Juni 1941 zog er mit seinem Regiment in den Russlandfeldzug. Im Divisionsverband der 76. Infanterie-Division führte er sein Regiment im Südabschnitt der Ostfront. Sein Rangdienstalter als Oberst wurde im Jahr 1941 auf den 1. April 1939 verbessert. Am 26. Januar 1942 wurde er als Nachfolger von Generalleutnant Maximilian de Angelis mit der Führung der 76. Infanterie-Division beauftragt. Am 7. März 1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Am 11. März 1942 wurde er namentlich im Wehrmachtsbericht genannt. Am 1. April 1942 wurde er zum Generalmajor befördert. Dadurch wurde er dann auch zum Kommandeur der 76. Infanterie-Division ernannt. Am 4. April 1942 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Viktor von Schwedler, KG vom IV. Armeekorps: "Führung über die in schwersten Kämpfen stehende Division übernommen. Hat sich als ein sehr besonnener, tatkräftiger, unermüdlich tätiger und persönlich tapferer Führer gezeigt, der manche Krise gemeistert hat. Sehr guter Ausbilder, sehr fürsorglich, verlangt viel von der Truppe, aber auch von sich selbst. Bewertung: Füllt sehr gut aus." Dazu ergänzte General Hermann Hoth, OB der 17. Armee, am 13. April 1942: "Einverstanden. Fest, umsichtig. Verspricht sehr gutes." Auf die Herbstanfrage 1942 wurde ihm von Generaloberst Maximilian Freiherr von Weichs, OB der Heeresgruppe B, die Eignung zum Kommandierenden General zugesprochen. Am 25. September 1942 wurde er erneut namentlich im Wehrmachtsbericht genannt. Für seine Führungsleistungen während der Offensive zur Wolga wurde er am 8. Oktober 1942 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Seine Division hatte kritische Stellungen auf der Hochebene südlich von Kotluban gehalten und konnte alle Angriffe der Roten Armee abwehren. Besonders bei den Abwehrkämpfen am 18. und 23. September 1942 bewährte sich die Division. Insgesamt gelang es ihr und den ihr unterstellten Einheiten, bei diesen Kämpfen 227 feindliche Panzer zu vernichten. Am 21. Januar 1943 wurde er zum Generalleutnant befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Dezember 1942 festgelegt. Am 31. Januar 1943 wurde mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Dieses bekam er für das tapfere Verhalten seiner Division beim Kampf um Stalingrad in der Zeit vom 22. bis zum 28. November 1942 während der Kämpfe nordöstlich von Wertjatschij. Diese führten zur Verhinderung eines sowjetischen Durchbruchs in Richtung der Donbrücken an der Südwest-Kurve des Flusses, was wiederum dem XI. Armeekorps und XIV. Panzer-Korps den Übergang zum Südufer und die Fortsetzung des Kampfes um Stalingrad ermöglichte. Später zeichneten sich seine Truppen am 18. Januar 1943 weiter aus, als es den Männern vom Artillerie-Regiment 176 gelang, die sowjetischen Stellungen bei der Kolchose von Bol Rossoschka zu stürmen, nachdem diese jetzt als Infanterie eingesetzt wurden. Am gleichen Tag geriet er im Kessel von Stalingrad in russische Gefangenschaft. Seiner Tochter wurde ebenfalls am 31. Januar 1943 in einer feierlichen Zeremonie in Berlin das richtige Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes überreicht. Die nächsten Jahre verbrachte er in verschiedenen Lagern in der Sowjetunion. Dazu gehörten die NKWD-Lager Nr. 160/Suzdal, 74/Oranki, 119/Selenodolsk (Republik Tatarstan), 48/Černcy, Ležnovo, 168/Minsk, und 476/Swerdlowsk. Dazu kamen noch die Gefängnisse Nr. 1/Minsk, Nr. 3/Brest und Nr. 1/Swerdlowsk. Gemeinsam mit Generaloberst Karl Strecker, Generalleutnant Hans-Heinrich Sixt von Armin, Generaloberst Walter Heitz und Generalleutnant Arthur Schmidt gehörte er zur konservativen bzw. antikommunistischen Gruppe von Offizieren in seinem Lager, die sich weigerten, mit den Sowjets zu kooperieren, während sie inhaftiert waren. Im Jahr 1944 wurde er als einer der Autoren des Seydlitz-Memorandums hingestellt, in dem gefordert wurde das Nationalkommitee Freies Deutschland (NKFD) als deutsche Exilregierung anzuerkennen. Das Memorandum führte eher zu Maßnahmen gegen seine Person, da die Forderungen daraus weit über das hinausgingen, was die sowjetische Regierung den Gefangenen zugestehen wollte. Ihm wurde der Vorwurf gemacht sich in den Bund deutscher Offiziere (BDO) eingeschlichen zu haben, um diesen zu sabotieren und die Mitarbeiter nach Deutschland zu melden. Deswegen wurde er gemeinsam mit Oberleutnant Hans Huber, Adjutant der Sturmgeschütz-Abteilung 244, verhaftet und verschwand aus dem BDO. Am 15. November 1949 wurde er vom Militärtribunal des Innenministeriums der Region Minsk wegen Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Erst am 10. Oktober 1955 kehrte er nach Deutschland zurück.
Ritterkreuz (8. Oktober 1942) Eichenlaub (31. Januar 1943)
Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar: Deutsche
Generale 1867-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10851 Ple-Sac
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII.
(königlich Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII.
(bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin,
Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin,
Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin,
Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin,
Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin,
Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin,
Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin,
Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin,
Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin,
Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin,
Mittler und Sohn 1932
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. Mai 1933
Stellenbesetzung des Deutschen Reichsheeres nach dem Stand vom 1. April 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 1. Oktober 1934
Stellenbesetzung Reichsheer 15. Oktober 1935
Stellenbesetzung Wehrmacht 6. Oktober 1936
Stellenbesetzung des Heeres mit Stand vom 12. Oktober 1937
Stellenbesetzung des Heeres 1938
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte,
Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad
Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im
Generalsrang, Podzun-Verlag 1983
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall,
1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete
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Gerhard von Seemen: Die Ritterkreuzträger
1939-1945, Podzun-Verlag, Friedberg 1976
Horst Scheibert: Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold und Silber, 2
Bände, Verlag Podzun-Pallas, 1983 und 1990
NARA T-78 R-892
Jochen Löser: Bittere Pflicht - Kampf und Untergang der 76.
Berlin-Brandenburgischen Infanterie-Division ... unter Mitarbeit der Chronisten
Fritz Bente, Bert Mauß-Auth, Gerhard Gutmacher und von Werner Brandt, Wilhelm
Kauffeld, Reinhold Fellmer, Mady von Schilling, Johannes Schmoll, Ernest von
Schroeder, Erich Tomaszewski sowie von Msgr. Josef Kayser und Jochen Klepper
unter der Schirmherrschaft von Carl Rodenburg, Kommandeur der 76.
Infanterie-Division in Stalingrad, Biblio Verlag, Osnabrück 1986