von Linstow, Hans-Otfried
* 16. März 1899, Wittenberg an der Elbe † 30. August 1944, Berlin-Plötzensee (hingerichtet) |
Hans-Otfried von Linstow war das älteste Kind vom Hauptmann und Kompaniechef im Infanterie-Regiment Nr. 20, Hans von Linstow, und dessen Ehefrau Philippine Marie, geborene Jeschke. Sein Vater war vor dem 1. Weltkrieg Kommandeur vom Kadettenhaus Karlsruhe und ist als Oberstleutnant und Kommandeur vom Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 69 im Reservelazarett Wadelinrourt am 28. August 1914 an den Folgen eines Bauchschusses im Alter von 51 Jahren verstorben. Er selbst trat während des 1. Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger in die Königlich Preußische Armee ein. Er kam dabei zum Ersatz-Bataillon vom 2. Garde-Regiment zu Fuß. Bei diesem Regiment kam er dann an der Front zum Einsatz. Am 26. September 1917 wurde er zum Leutnant, vorläufig ohne Patent, befördert. Im Krieg wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse und das Ehrenkreuz 3. Klasse vom Hohenzollersches Ehrenkreuz verliehen. Er wurde nach dem Krieg im Jahr 1919 als Leutnant in das vorläufige Reichsheer übernommen. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr gehörte er Mitte Mai 1920 zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 115 der Reichswehr-Brigade 15. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er in das Infanterie-Regiment 9 übernommen. Bei diesem wurde er als Kompanieoffizier eingesetzt. Am 1. Juli 1922 wurde sein Rangdienstalter als Leutnant auf den 1. September 1917 (3) festgelegt. Er gehörte spätestens ab dem Frühjahr 1923 zur 12. (MG.) Kompanie vom 9. (Preußisches) Infanterie-Regiment in Spandau. 1923/24 wurde er als Nachfolger von Leutnant Otto von Kries zum Adjutant des III. Bataillons seines Regiments in Spandau ernannt. Am 31. Juli 1925 wurde er zum Oberleutnant befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. April 1925 (590) festgelegt. Er wurde am 1. Oktober 1925 in die 1. Eskadron vom 4. (Preußisches) Reiter-Regiment nach Potsdam versetzt. Er war dort aber nur etatmäßig verzeichnet, er war stattdessen zur Infanterieschule in Dresden kommandiert. Sein Nachfolger als Bataillonsadjutant in Spandau wurde Oberleutnant Hanns von Rohr. Er heiratete am 24. August 1927 die knapp über sechs Jahre jüngere Ingeborg Olga Johanna Cornelius, Tochter des Major a.D. Adolf Cornelius, in Berlin-Wilmersdorf. Ab dem 1. Oktober 1927 gehörte er zur Kommandantur vom Truppenübungsplatz Döberitz. Von dort war er zur Heeresleitung (HL) in das Reichswehrministerium (RWM) kommandiert. Sein erster Sohn Hans-Hugo von Linstow wurde im Januar 1929 in Berlin geboren. Im Frühjahr 1929 gehörte er zum Stab des Ausbildungs-Bataillons vom 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment in Wünsdorf (Kreis Teltow), war aber anscheinend noch weiterhin zum RWM kommandiert. Seine Telefonnummer 1930 war die B1 Kurfürst 6178 in der Königin-Augusta-Straße 38-42 in Berlin W10. Bald darauf wurde er in den Stab der 1. Division der Reichswehr nach Königsberg in Preußen versetzt. Im Frühjahr 1930 und 1931 gehörte er dorthin. 1931/32 wurde er in die 4. Eskadron vom 3. (Preußisches) Reiter-Regiment nach Stendal versetzt. Am 1. April 1933 (84) wurde er zum Hauptmann befördert. Als solcher gehörte er jetzt zur Abteilung Fremde Heeres (T 3) vom Truppenamt (TA) im RWM. Privat wohnte er jetzt in der Heiligendammer Straße 3 in Berlin, wo er die Telefonnummer H9 Schmargendorf 3692 hatte. Während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er als Generalstabsoffizier zur Kommandantur der Festung Glogau versetzt. Dort wurde er zum 1. Oktober 1936 (1) zum Major befördert. Im Sommer 1937 durch Hauptmann Erich Dethleffsen abgelöst. Er wurde dafür als Nachfolger von Oberstleutnant Friedrich Sixt in den Generalstab vom Generalkommando VIII. Armeekorps nach Breslau versetzt. Chef des Generalstabes war Oberst Erich Marcks, Ia war Oberstleutnant Gerhard Berthold. Anfang 1939 wurde er zur 15. Infanterie-Division nach Frankfurt am Main versetzt und dort als Nachfolger von Oberstleutnant Hellmutz Prieß zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) ernannt. Sein jüngster Sohn war der 1939 in Frankfurt am Main geborene Hans-Harald von Linstow. Privat wohnte er mit seiner Familie in der 2. Etage der Holbein-Straße 37 in Frankfurt und hatte dort die Telefonnummer 61521. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltlrieg wurde er Ende August 1939 weiter als Ia der 15. Infanterie-Division verwendet. Anfang Februar 1940 wurde er durch Major i.G. Wener Ranck abgelöst. Dafür wurde er jetzt zum Ia vom Generalkommando X. Armeekorps ernannt. Mit diesem nahm er im Frühjar 1940 im Westfeldzug teil. Später blieb er mit diesem in Frankreich an der Kanalküste. Anfang 1941 wurde er als Ia zum Generalkommando IX. Armeekorps nach Südpolen versetzt. Seine Nachfolge beim X. Armeekorps trat dafür Major i.G. Paul Frank an. Am 22. Dezember 1941 wurde er in die Führerreserve OKH versetzt. Zum 1. Februar 1942 (2) wurde er zum Oberst i.G. befördert. 1942 wurde er als Ia zum Stellvertretenden Generalkommando VII. Armeekorps nach München versetzt. Privat wohnte er jetzt in der Mauerkircherstraße 13 in München M27, wo er die Telefonnummer 481539 hatte. Dort blieb er etwa zwei Jahre, bevor er im April 1944 als Nachfolger von Oberst Karl-Richard Kossmann als Chef des Stabes zum Militärbefehlshaber in Frankreich (MBF) nach Paris versetzt wurde. Seine Familie wohnte ab dem Frühjahr 1944 auf dem Hof Rechberg in Kempfenhausen bei Starnberg in Oberbayern. Der MBF (General der Infanterie Carl-Heinrich von Stülpnagel) weihte Oberstleutnant von Linstow in die Umsturzpläne ein, der dann die militärischen Aktionen im Rahmen eines Putsches in Paris nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 leitete. Dabei erfolgte unter anderem die Festnahme des Sicherheitsdienstes. In Paris war der Umsturz dadurch eigentlich sehr efolgreich. Nach Bekanntwerden des misslungenen Anschlages wurde der Umsturzversuch abgebrochen und Linstow am 23. Juli 1944 verhaftet. Am 24. August wurde er durch den am 2. August 1944 gebildeten Ehrenhof aus der Wehrmacht unehrenhaft ausgestoßen, so dass das Reichskriegsgericht für die Aburteilung nicht mehr zuständig war. Am 29. August 1944 wurde er vor dem Volksgerichtshof unter dessen Präsidenten Roland Freisler von Oberreichsanwalt Lautz angeklagt. An diesem Tag fand die Verhandlung gegen den Oberstleutnant der Reserve Caesar von Hofacker, General der Infanterie von Stülpnagel, Oberstleutnant Smend, Oberstleutnant Rathgens, Oberst Finckh und ihn selbst statt. Er wurde dabei am 30. August 1944 zum Tode verurteilt. Er wurde noch am gleichenTag um 12:13 Uhr, in der Haftstätte Plötzensee am Königsdamm 7 in Berlin-Charlottenburg durch Erhängen hingerichtet. Er starb damit direkt nach General der Infanterie Carl-Heinrich von Stülpnagel und Oberst Eberhard Finckh. Am gleichen Tag wurde seine einzige Tochter Ilsemarie von Linstow geboren.